Bindung
Bindung ist für ein Kleinkind keine Laune und kein Wunsch, sondern biologische Notwendigkeit. Menschenbabys sind ohne verlässliche Erwachsene nicht überlebensfähig. Instinktiv wissen sie das und klammern sich deshalb an ihre Bezugspersonen, wenn diese sie verlassen wollen.
Abschied in Kindergartengarderoben ähneln nicht nur einem Kampf um Leben und Tod, für das Kind sind sie es. Alles in seinem Körper wehrt sich gegen die Trennung.
Ein junges Kind hat nicht die Möglichkeit, die Trennung auf Zeit zu verstehen oder die Dauer zu erfassen, es kann verbale Erklärungen nicht ausreichend verstehen und sich auch nicht selbst beruhigen.
Bindungsabbrüche stellen in der Traumapsychologie ein massives Risiko für die Entwicklung dar und die Folgen begleiten oft bis ins Erwachsenenalter.
Trennungen ohne schwere Folgen für die Psyche des Kindes sind möglich, aber selten zu den Zeitpunkten, die Eltern auswählen. Kann man jedoch warten, lösen sich die Kinder genauso selbstverständlich, wie sie aufstehen und gehen, weil es ihrem natürlichen Entwicklungsplan entspricht.
Niemand muss sich Sorgen machen, für immer sein Kind am Rockzipfel hängen zu haben. Es täte aber unseren Kindern und auch uns Eltern gut, diesen Prozess nicht zu beschleunigen und durchzuboxen. Die Blume wächst auch nicht schneller, wenn man an ihr zieht.
Die gemeinsame Zeit mit unseren Kindern ist beschränkt, viel mehr als Eltern junger Kinder ahnen, sie ist wertvoll, unendlich kostbar und lässt sich nicht zurückholen, wenn sie erst einmal vorbei ist.